Fantasy ist nicht mein Genre, das weiß ich und auch wenn ich hin und wieder einen Abstecher mache, halte ich mich in erster Linie eher fern.
Die einzige Ausnahme bilden die Bücher von Christoph Marzi, sie haben es mir schon vor langer Zeit angetan. Was mir besonders gefällt, ist, dass die Geschichten des Autors oftmals an Schauplätzen in der echten Welt spielen und eine zweite Parallelwelt entsteht, in die die Protagonisten eintauchen. So ist es auch in „Mitternacht“. Die Parallelwelt ist ein Ort mit einer ganz eigenen Atmosphäre, sie hat etwas Düsteres und gleichermaßen faszinierendes, dass mich als Leser in den Bann gezogen hat. Das empfinde ich als „typisch Marzi“.
Ich liebe den Schreibstil des Autors und habe es schon einmal in einer anderen Rezension erwähnt: manchmal wirken die Geschichten von Christoph Marzi auf mich, als wären es Märchen für Erwachsene. Er zaubert mit Buchstaben und Worten, formuliert stellenweise erhaben ohne dass es hochtrabend wirkt, eher ein wenig nostalgisch und gleichzeitig zeitgemäß und ansprechend.
Erneut ist der Protagonist ein junger Mensch. In diesem Fall ein Mann von Mitte 20 der Geschichten schreibt und durch diese Geschichten offenbar Zugang zu einer Welt erhält, die anderen Menschen verschlossen bleibt. Diese Welt der Toten und Geister ist für mich ebenfalls bezeichnend für diesen Autor und dennoch schafft er es mit jedem seiner Bücher, eine neue und ganz andere Geschichte zu erzählen.
Insgesamt konnte Christoph Marzi mich auch mit diesem Roman überzeugen, allerdings war mir das Ende „zu wenig“ und konnte meine Erwartungen nicht erfüllen.
Ich wusste bereits vor dem Lesen des Buches, dass Christoph Marzi einen Schlaganfall erlitten hatte und das Buch danach zu Ende schrieb, dazu äußert er sich auch im Nachwort. Wenn ich das berücksichtige, würde ich dem Buch die Höchstpunktzahl geben, doch ich glaube kaum, dass das die Intention war, die Erkrankung öffentlich zu machen. Aus diesem Grund bewerte ich das, was ich schwarz auf weiß vor mir habe.
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