Ich lese britische Literatur aus der Zeit von 1850-1950 ja sehr gern. Und daher habe ich letztes Jahr sehr erfreut David Garnett entdeckt, den ich seltsamerweise bis dahin gar nicht kannte. Sein Roman „Dame zu Fuchs“ hat mich fasziniert. Eine britische Landlady verwandelt sich auf einem Spaziergang plötzlich in eine Füchsin, was ihre Ehe durchaus vor Schwierigkeiten stellt. Das völlig absurde Szenario wird ganz ruhig und in seinen Abläufen selbstverständlich dargestellt. Genau so muss/wird es ablaufen, wenn jemand zum Tier wird, besonders, wenn dieser Jemand sehr britisch ist.
Nun veröffentlicht btb eine weitere Novelle Garnetts, „Mann im Zoo“. Ein junges Paar gerät sich bei einem Zoobesuch in die Haare. Im Eifer des Gefechts erklärt sie, er gehöre mit seinen veralteten Ansichten durchaus auch in den Zoo. Woraufhin der junge Mann Nägel mit Köpfen macht und in ein Gehege dort einzieht.
Klug beschreibt Garnett die darauf folgenden Ereignisse: große Besuchermengen, Käfigkoller, eifersüchtige Tiere in den Nebengehegen. Insgesamt zeigen die Tiere aber durchaus bessere Manieren als die Menschen. Besonders ein Karakal, ein Wüstenluchs, freundet sich mit dem jungen Mann an und hilft ihm, das Käfigleben zu bewältigen.
Auch hier beeindruckt die Selbstverständlichkeit, mit der Garnett den Verlauf erzählt.
Eine kleine feine, wieder sehr britische Erzählung, die den Aberwitz zur Normalität macht. Man kann nur hoffen, dass die vereinten Bemühungen von Dörlemann und btb David Garnett zu einem höheren Bekanntheitsgrad verhelfen. Verdient wäre es definitiv.
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