Horst Eckert hat einen Thriller geschrieben, der sehr spannend und wohl näher an der Realität ist, als man es sich als Leser wünscht. Ein Roman, der tiefe Einblicke in die Medienbranche und Politik gibt. Die Handlung ist sehr vielschichtig und jeder Erzählstrang für sich ist spannend. Viele aktuelle Themen werden im Text behandelt, aber niemals ist es zu viel, d.h. überladen. Man findet im Text keine Übertreibungen oder Klischees. Die Figuren sind alle glaubhaft gezeichnet und die Handlung, die uns in die dunkelsten Orte der Seele und menschlicher Machenschaften reinzieht, bleibt bis zum Schluss unglaublich spannend. Am Ende des Buches ist man erschüttert, klüger und man zweifelt an der Menschlichkeit. Denn die Frage, die immer wieder im Roman auftaucht ist die: Was ist das Leben überhaupt wert? Für was, das anscheinend so wertvoll ist, sind Menschen bereit alles zu zahlen und sogar zu töten?
Horst Eckert ist bekannt durch seine großartige Vincent Veih Krimireihe. Diese Polizei-Thriller haben auch stets den Bezug zum aktuellen Weltgeschehen. „Der Preis des Todes“ ist ein Roman, der eine Journalistin mit einer eigenen politischen Talkshow in den Mittelpunkt stellt, die ihre Fernsehproduktionen an die ARD verkauft. Die typischen Ermittler eines Kriminalromans sind lediglich Nebenfiguren, aber, wie sich ab der Mitte des Textes herausstellt, sehr wichtige Protagonisten nicht nur im Leben der Heldin.
Es geht um die Talkshowmoderatorin Sarah Wolf, die sehr ehrgeizig und jung ist. Sie produziert für das Fernsehen wöchentlich ihre Show mit stets brisanten und aktuellen Themen und Gästen. Doch sinken die Einschaltquoten und sie und ihr Team bangen um eine Vertragsverlängerung seitens der ARD. Die kommende Sendung soll das Thema Lobbyismus behandeln. Unter den Wunschgästen ist Christian Wagner, SPD-Kreisvorsitzender und Abgeordneter eines Wahlkreises, der als parlamentarischer Staatssekretär des Gesundheitsministeriums fungiert. Was bisher keiner ahnt, ist, dass Sarah und Christian heimlich liiert sind. Christian Wagner wurde gerade von einem Boulevardblatt als Lobbyist eines Krankenhausbetreibers hingestellt. Sarah glaubt an seine Unschuld und möchte ihm die Chance geben, seinen guten Ruf wieder herzustellen. Als Christian Wagner kurz darauf in seinem Sportzimmer erhängt aufgefunden wird, kann Sarah nicht an einen Selbstmord glauben und die Ermittlungen der Polizei werden ihr später auch Recht geben.
In Düsseldorf wird eine weitere Leiche gefunden. Dieser Fall wird als Drohnenmord bezeichnet, da ein Jugendlicher mit seinem Flugkörper in der Natur gespielt und am See die bereits skelettierte Frauenleiche gefunden hatte. Die Tote, Johanna Kling, war Angestellte einer Hilfsorganisation und vor kurzen in Dadaab, um sich das dortige Flüchtlingslager anzusehen. Dort ist sie anscheinend auf Unstimmigkeiten gestoßen und suchte den Kontakt zu einer ihrer ehemaligen Kolleginnen und zu Christian Wagner. Der ermittelnde Kommissar, Paul Sellin, versucht herauszubekommen, was die junge Menschenrechtsaktivistin mit dem Politiker aus Berlin zu tun hatte. Sellins eigene Vergangenheit holt ihn ein und er will diesen Mordfall unbedingt aufklären, denn er ist schwer krank und dieser Fall könnte einer seiner letzten sein. In der Zwischenzeit beginnt Sarah am Mord ihres Freundes eigenständig zu ermitteln, da sie der Polizeiarbeit nicht traut. Auf seinem Rechner findet sie eine Medikamentenliste eines Krankenhauses in Ostafrika. Vorher hatte sie auch ein merkwürdiges Treffen mit einem Afrikaner, der unbedingt das Gespräch mit Christian Wagner suchte. Hatte Christian ihr gegenüber etwas verheimlicht? Was hatte Johanna Kling von ihm gewollt? Die Antworten vermutet Sarah in Kenia zu finden…
Dieser Spannungsroman überzeugt und begeistert. Er nimmt sich Machenschaften zum Thema, die wohl leider nicht der Phantasie des Autors entsprungen sind und einen wahrlich gruseln lassen. Horst Eckert verknüpft erneut großartig Fiktion mit Zeitgeschichte und gibt der Geschichte einen glaubhaften Hintergrund und tolle Charaktere. Er versteht es, auf großartigem Niveau zu unterhalten und nebenbei Bildung zu vermitteln. Der Autor ist wahrlich ein Meister des politischen Thrillers.
zuerst veröffentlicht im Leseschatz
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