Aufgrund ihrer ungewöhnlichen Gabe der Hellsichtigkeit, kann Celine seit ihrer Geburt in die Zukunft sehen. Was zuerst nach einer Superkraft klingt, ist für die Studentin jedoch eher ein Fluch – denn die Visionen kommen unkontrolliert und sind unveränderbar. So zieht Celine sich immer mehr zurück und hat nur wenige soziale Kontakte. Einer davon ist Pandora.
Während der Semesterferien ruft Pandora Celine überraschend an und bietet ihr an, ein Praktikum am Institut für neuronale Informatik zu machen. Hier soll sie an der Entwicklung eines fast schon unheimlich menschlich wirkenden Roboters mitarbeiten, um ihm noch mehr Menschlichkeit zu verleihen. Aber das ist nicht Celines einzige Aufgabe. Erst nach und nach wird ihr bewusst, warum man sie eigentlich als Praktikantin eingestellt hat, und mit welchen gefährlichen Konsequenzen.
God’s Kitchen von Margit Ruile hatte großartige Ideen für einen Science Fiction-Thriller, der sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigt und sich um die Fragen dreht, was das Menschsein ausmacht und wie Menschlichkeit und Maschinenintelligenz zusammenpassen können. Im Mittelpunkt all dessen steht die junge Celine, die nirgends so recht hinzupassen scheint und die sich, durch die Aussicht auf eine Art Zuhause, in die Machenschaften von God’s Kitchen und ihren Mitarbeitern hineinziehen lässt. Celine ist zwar als vielschichtige Figur angelegt, doch leider wirkte sie während der gesamten Geschichte entweder zu emotionslos und passiv oder war direkt hysterisch, weshalb ich nie richtig mit ihr mitfühlen oder mich mit ihr identifizieren konnte.
Einen Teil dazu beigetragen hat sicherlich auch der Schreibstil des Romans. Mit bildhafter Sprache und vielen ungewöhnlichen (manchmal für mich übertriebenen) Metaphern und Vergleichen, schlägt er eher die leisen Töne an und hat teilweise fast poetische Qualitäten. Gleichzeitig führte er bei mir aber auch zu einer gewissen Distanz zum Geschehen und zu den Figuren. Und auch die Nebenfiguren blieben für mich so leider zum Großteil sehr blass und die Entwicklungen der Beziehungen der Figuren untereinander wirkten etwas forciert oder waren nicht ganz nachvollziehbar.
Ingesamt fängt God’s Kitchen an, einen Teppich mit sehr interessantem und vielfältigem Muster zu knüpfen – es gab Ansätze für viele spannende philosophische oder ethische Fragestellungen in Bezug auf künstliche Intelligenz und das Leben mit Technik oder auch ganz individuell Selbstakzeptanz, von denen ich mir gewünscht hätte, dass sie mehr Einfluss auf die Geschichte gehabt hätten oder weiter ausgeführt worden wären – doch leider gab es für meinen Geschmack am Ende noch zu viele lose Fäden, um ein nachhaltig befriedigendes Leseerlebnis zu schaffen. So hab ich das Buch zwar trotz allem ohne Mühe gelesen und war auch interessiert daran, zu erfahren, wie alles ausgeht, aber vielleicht wäre es schön gewesen, wenn der Geschichte ein wenig mehr Raum gegeben worden wäre, um sich zu entfalten.
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