Der 1892 geborene David Garnett gehörte zur sogenannten Bloomsbury Group rund um Virginia Woolf, E.M. Forster und einige andere namhafte Autoren, Künstler und Wissenschaftler. Seine Buchhandlung Birrell & Garnett war zeitweise ein beliebter Treffpunkt für die Mitglieder dieses illustren Kreises.
„Dame zu Fuchs“, 1922 erschienen, war Garnetts erster schriftstellerischer Erfolg.
Die Tebricks sind ein frisch verheiratetes Ehepaar und wohnen gerade im ersten gemeinsamen Heim, als Lady Tebrick sich bei einem Spaziergang urplötzlich in eine Füchsin verwandelt.
Naturgemäß bringt eine solche Verwandlung Verwirrungen und Handlungsbedarf mit sich. Geheimhaltungsmaßnahmen werden getroffen, das Personal entlassen und so findet sich der verzweifelte Ehemann allein mit seiner Füchsin wieder, die immer mehr ihren nun tierischen Instinkten nachgibt.
Was man als puren Klamauk hätte inszenieren können, macht Garnett zu einer berührenden Geschichte über die Facetten der Liebe und gesellschaftliche Erwartungen. In urteilsfreiem, leichtem Plauderton erzählt er vom wachsenden Freiheitsdrang der Füchsin, den die Lady niemals offen hätte zeigen dürfen, von Jagdinstinkt und Essmanieren und davon, welche Veränderungen jemand aus Liebe, Einsamkeit und Verzweiflung bereit ist einzugehen, nahezu bis zur Selbstaufgabe.
Die Verwandlung selbst ist nicht der Schwerpunkt des Textes, sondern das, was sie nachfolgend auslöst. Es wird angedeutet, dass es so etwas in der Familie der Lady, gebürtige Fox, schon einmal gegeben haben könnte, beteuert, dass das Erzählte wahr und bewiesen ist und damit sind die Weichen gestellt, um sich auf die Folgen zu konzentrieren. Und die sind beträchtlich. Immer wieder die Frage: kann man jemanden zähmen und auf alte Charaktermerkmale festnageln? Wieviel Veränderung verträgt eine Ehe? Wieviel Freiheit sollte man bereit sein zu geben? Und darf man jemanden schützen, der den Schutz nicht wünscht?
Es freut mich sehr, dass diese feine Erzählung, in der großartigen Übersetzung von Maria Hummitzsch, ihren Weg wieder in die Buchläden findet. Es wäre wahrlich schade gewesen, wäre dieses Kleinod britischer Erzählkunst in Vergessenheit geraten.
Ich danke dem btb-Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar.
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