Man kann ja wirklich aus jedem Roman immer wieder etwas lernen, so war mir nie der Genozid an den Armeniern ein Begriff. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass dieses Thema mir nie in den Sinn gekommen ist. Franz Oliver Giesbert beschreibt eindringlich die Deportation der Armenier, wie ganze Familien einfach weggebracht wurden.
Mir kam dies doch schon recht bekannt vor, bei unserer Deutschen Geschichte gab es so etwas ja schließlich auch, aber dazu später mehr. Herr Giesbert nimmt uns auch da noch mit hin – 105 Jahre sind ja eine lange Zeit. Er beschreibt wie Rose im Wagen ihres besten Freundes unter lauter Ziegenmist fliehen konnte. Ich kann nur eines sagen, mir wurde es schon ein wenig anders bei der Beschreibung, wie sie dort unter dem Dung lag und die Maden sich langsam in ihre Körperöffnungen breit machten. Und dies noch im Teenageralter. Eigentlich unfassbar, aber die Geschichte zeigt, dass Diktatoren auch vor Kinder bestimmt kein Halt machen und dies ist einfach erschreckend.
Der Autor beschreibt wie sich Rose dann als Kinderhure herumschlagen musste, sorry für das harte Wort aber anders kann man es nicht beschreiben, ihr „Besitzer“ hat sie einfach in sehr jungen Jahren seinem Harem zugeführt.
Ihr gelingt die Flucht nach Marseille, wo sie dann bei einer Verbrecherbande Zuflucht findet. Es wird beschrieben wie sie im Müll nach Dingen suchen musste und noch einiges mehr.
Durch einen Zufall findet sie aber auch ihre erste Anstellung als Küchenhilfe und lernt auch ihre Adoptiveltern kennen – wenn man es so nennen will.
Sie hat dann endlich so etwas wie Familie kennengelernt. Leider sterben ihre Eltern auch wieder sehr tragisch und sie wird von ihren Eltern als Erbin eingesetzt. Leider ist sie noch nicht alt genug, um dieses Erbe antreten zu können und wird dann von Verwandten, die ihr Erbe Verwalten sollen, wie eine Sklavin gehalten.
Dort lernt sie dann auch ihre große Liebe kennen. Mit dem kommt sie bei Freunden von ihm unter. Sie helfen beim Schreiben eines Buches und bekommen dafür etwas Geld. Sie ziehen dann weiter nach Paris wo Rose auch ihr erstes Restaurant aufmacht. Leider ist ihr Mann Jude und so kommt es wie es kommen musste, auch er wird zusammen mit ihren beiden Kindern deportiert.
Sie lernt Herrn Himmler kennen, der durch einen Zufall in ihr Restaurant kommt. Und versucht mit seiner Hilfe, ihre drei Lieben zu retten.
Ich könnte noch weiter beschreiben was alles passiert in diesen 105 Jahren. Aber es würde dann bestimmt eine Abhandlung werden, denn da ist ja noch einiges passiert in diesen 105 Jahren und ich kann euch eines sagen, egal wie erschreckend das alles war und ist, Rose hat es trotz allem geschafft, einen gewissen Humor zu behalten.
Sicherlich schockt einen diese ganze Ansammlung von geschichtlichen Gräueltaten, aber vielleicht ist es ja auch einmal ganz praktisch, wenn auch wir Deutsche endlich mal wieder lernen, dass nicht nur wir die einzig bösen auf der Welt sind, sondern das auch andere Diktatoren nicht unbedingt zahm mit Menschen und Minderheiten umgegangen sind.
Sicherlich sind einige Dinge in dem Buch politisch nicht gerade korrekt, aber wer will schon in einem Roman, dass alles korrekt ist. Es ist und bleibt eine Erzählung.
Viel Wichtiger finde ich es dass man etwas lernt, dass man sich auch mal dabei erwischt etwas nachzuschlagen – oder einfach mal innehält um nachzudenken, oder einfach einmal lacht. Ich kann euch auf alle Fälle sagen, dass dieser Roman alle Passagen für euch bereithält. Ich würde einfach einmal sagen, nehmt dieses Buch und lasst euch von Rose verzaubern. Von ihrer verschmitzten Art, Dinge einfach so zu akzeptieren wie sie nun einmal sind.
Oder schlagt einfach einmal die letzten Seiten auf, und versucht die Kochrezepte von Rose nach zu kochen.
Über die Ergebnisse könntet ihr mich gerne informieren, ich habe mich nämlich nicht daran versucht.
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