„Wo ist H.R.?“„Ich hab mich schon gewundert, warum wir H.R. im Baumarkt zurückgelassen haben.“
„Und warum hast Du dann nichts gesagt?“„Ich bin neu hier und dachte, das war irgendwie abgesprochen.“Und dann will der vergessene H.R. eine Grabgabel und eine Kettensäge kaufen. Allein dafür lohnt der Kauf.Das ist Regener, den man mag oder nicht. Loriotsche Fernsehkunst in Buchform.
Und es ist ein ewiges hin und her: Will ich, dass es so war und ärgere mich, nicht dabei gewesen zu sein oder wünscht man lieber, dass es ausgedacht ist?
Jedenfalls ist es gut, mit Liebe zu den Leuten und trotz Regenscher Langsätze kurzweilig geschrieben. Regener greift quasi wahllos in einige Tage zweier Berliner Cliquen und beschreibt die skurilen Abläufe und vor allem Dialoge.
Wer ihn mag, bekommt geliefert wie immer: kurz in langen Sätzen, auf den Punkt genau dran vorbei im Berlin der 80er. Es macht einfach Spaß.Es ist aber kein oberflächlicher Klamauk. Schön die Szene, in der das ZDF einen realen Bericht aus einem besetzten Haus filmen möchte und die Bewohner eine Inszenierung vom Punk bis zum Instandbesetzer aufführen, um das erwartete Klischee zu bedienen. Klasse die eher kurze Episode bei der Einreise aus dem Westen nach Berlin im Zug: schon ein bisschen Realsatire und Spaß im Umgang mit dem Grenzkontrollbeamten der DDR und dennoch beklemmender Respekt, den alle bei der Einreise gespürt haben. Wenn sie sonst auch cool waren.Und das Schöne ist: Es ist zwar gut, wenn man Karl und viele andere schon aus Herr Lehmann oder Neue Vahr Süd kennt. Es geht aber auch ohne.Wer sie nicht kennt, wird sie sich nach „Wiener Strasse“ kaufen müssen.
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