Enrico Mancini ist DER Profiler der italienischen Polizei, ein anerkannter Experte für Serienmorde. Als in der Nähe des Tibers mehrere Leichen entdeckt werden, die auf grausame Weise getötet wurden, wird Mancini zu den Tatorten gerufen. Zunächst scheint es keine Verbindung zwischen den Opfern zu geben, doch dann werden die Morde durch verschlüsselte Botschaften angekündigt und es wird klar, dass der Mörder einen grausamen Racheplan verfolgt.
Ich hatte große Schwierigkeiten mit diesem „Thriller“ überhaupt warm zu werden. Selten habe ich so lange gebraucht, um ein Buch zu beenden und stand auch mehrmals kurz davor, es auch einfach zur Seite zu legen. Letztendlich habe ich mich dann doch aufgerafft und Mirko Zilahy hat es mir wirklich nicht einfach gemacht. Da wäre zum einen der Schreibstil: Das ganze Buch hindurch ist er sehr ausführlich, gerade zu schleppend, sodass sich keine wirkliche Spannung aufbaut und die Handlung extrem in die Länge gezogen wird. Könnte ich fließend italienisch, hätte ich das Buch lieber im Original gelesen, denn es kommen viele italienische Begriffe, die gar nicht übersetzt wurden. Sehr ärgerlich! Zum anderen kamen so einige medizinische Fachbegriffe vor, die man als Normalsterblicher, der nicht in dem Bereich arbeitet, nicht ohne weiteres zuordnen kann. Sie wurden beim ersten Mal einfach in den Raum geworfen und wenn, dann erst einige Kapitel später aufgeklärt. Ebenfalls ärgerlich!
Der Schreibstil war die erste Hürde (die ich bis zum letzten Satz nicht überwunden habe), die Charaktere sind die zweite. Ich konnte weder mit Commissario Mancini noch mit seinen Kollegen etwas anfangen. Sie blieben alle farblos, ich konnte sie überhaupt nicht greifen. Die Figuren haben sich immer wieder vollkommen widersprüchlich verhalten wie Fähnchen im Wind. Mancini wurde mit jeder Seite nerviger, sein Handeln, Denken und Tun konnte ich nur selten nachvollziehen. Es ist erstaunlich wie viele Probleme Zilahy seinem Protagonisten aufgehalst hat … Frau an Krebs verstorben, Selbstmitleid, Alkoholsucht, Depressionen … Ecken und Kanten an einem Charakter sind immer gewünscht und es nicht leicht, die Liebe seines Lebens zu verlieren, aber der Fokus lag viel zu sehr auf diesen Problemen, dass sie eine Ermittlung seitens Mancinis vollkommen unmöglich gemacht hat.
Der Fall an sich und das herbstliche, verregnete Rom waren eine spannende Mischung. Die tolle Atmosphäre wurde allerdings zunehmend durch Infodumping und das Nicht-Ermitteln der Charaktere in den Hintergrund gerückt. Seitenweise wurde die Funktionsweise des Schlachthauses in Testaccio oder die Geschichte der Gasometer vor dem Leser ausgebreitet. Ein paar historische Fakten sind interessant, aber das war zu viel des Guten. Und dann waren da noch die „Ermittler“, die sich – man kann es nicht anders sagen – wahrlich dämlich angestellt haben. Informationen wurden immer wieder wiederholt und durchgekaut, die essentiellsten Verbindungen sah Mancini erst knappe 60 vor dem Ende. Vierzig Seiten vorher konnte man als Leser den Täter schon entlarven und sieht den Ermittlern die restlichen Seiten, dabei zu wie sie immer noch im Dunkeln tappen. Das Ende war dadurch sehr vorhersehbar und der langersehnte WOW-Effekt blieb schlussendlich leider aus.
Fazit: „Schattenkiller“ hat als Basis einen interessanten, gut durchdachten und eigentlich spannenden Kriminalfall, der allerdings an seinen unfähigen Ermittlern und einem schleppenden Schreibstil scheitert. Mirko Zilahy sollte seine Charaktere in eventuellen Folgebänden nicht mit zahlreichen Problemen überfordern und den Leser nicht mit unnötigen Informationen und Wiederholungen langweilen. Und seine Figuren vielleicht nochmal nach Quantico schicken, denn was immer seine Ermittler sind, sie sind keine Ermittler und schon gar keine Profiler. Mit Mancini werde ich nicht noch einmal auf die Jagd nach einem Mörder gehen, aber vielleicht kann mich Zilahy mit einer anderen Figur überzeugen.
2,5 von 5 Sternen
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