„Heute war der beste erste Schultag ever. Weil ich nämlich nicht in der Schule war. Statt im Unterricht zu sitzen, bin ich Ballon gefahren. Hundert Prozent legal sogar.“ S. 5
Keppler-Gymnasium, Weiden. Ich-Erzähler Benedikt „Dschägga“ Jäger und seine Kumpel wurschteln sich so durch 10. Klasse und das Leben. Dabei gibt es Highlights wie die Ballonfahrt oben, als Belohnung für ein Tennisturnier, aber auch etliche Tiefschläge. Denn dass er nicht in der Schule war, ist so selten nicht. Hundert Prozent legal, schon.
Ich hatte eine etwas andere Vorstellung davon, um was es in diesem Roman geht, auch nach der Leseprobe noch: irgendwie erwartete ich etwas Spektakuläreres, das hießt, irgendetwas richtig Übles (zwischendurch irgendetwas mit dem Bauprojekt des Dealers). Wobei, Spektakulär wird es schon, aber nur in der Wirkung der Aktion zum Ende bei Sargnagel äh Scharnagl, die Ursache dafür ist jedoch ziemlich banal. Das ganze Buch ist lustig, überraschend, schnell. Wer es liest, sollte sich einfach darauf einlassen. Ich habe in dem Alter zwar eines der vermutlich langweiligsten Schülerleben geführt, fühlte mich aber dennoch durch den Text ins Damals versetzt: die Langeweile, das Gefühl des Ausgeliefertseins, seltsame Paarungsrituale, Erwartungen der Eltern, das Gefühl, irgendwie dazwischen zu stehen und recht oft neben sich.
Von den gefälschten sozialen Aktivitäten der Mutter über das angebliche Arbeitszimmer des Vaters, von dem Bauprojekt des Drogendealers über das Aufpolieren der Schuler als Hochleistungs-Schmiede bis hin zu den Küssen rein für Mariettas Image-Kampagne – ich möchte dazu die Prinzen abspielen, „Alles nur geklaut“ äh, erstunken und erlogen. Schön, dass Benedikt da Panik hat. Manche der anderen anscheinend weniger. Ich habe das Buch mit einem breiten Grinsen gelesen. Die Sprache wirkt auf mich nicht aufgesetzt, vermutlich dann aber doch für heutige Schüler. Und in zehn Jahren wird man wohl nur die Hälfte verstehen, von MINT-Initiative an bis zum Slang. Wobei, Knorke versteht man in den Kästner-Büchern immer noch. Und ein bisschen mogelt ja fast jeder von uns…
4 Sterne und ein breites Grinsen.
Weitere Rezensionen lesen: Wie ich fälschte, log und Gutes tat | Thomas Klupp