Töchter

Töchter | Lucy Fricke besprochen von Angelika am 15. April 2018.

Bewertung: 5 Sterne

Ein rundum gelungenes Lesevergnügen ist „Töchter“ von Lucy Fricke (rowohlt Verlag).

Die Freundinnen Martha und Betty fahren mit Marthas tot krankem Vater Kurt Richtung Schweiz, weil Kurt dort Sterbehilfe in Anspruch nehmen will. Der Roadtrip nimmt aber immer wieder neue Wendungen, bis die drei letztendlich in Griechenland landen.

Martha und Betty setzen sich auf dieser Fahrt mit ihrer Kindheit auseinander, mit Müttern, die sehr mit sich beschäftigt waren, aber vor allem mit ihren abwesenden Vätern. Und Abschiednehmen, Selbstbestimmtheit im Alter und beim Sterben sind zentrale Themen.

Die Geschichte wird hauptsächlich von Bettys Warte erzählt, die einen desillusionierten Blick auf die Welt hat, aber nicht fatalistisch wirkt, sondern durch ihre unverblümte, geradlinige und direkte Sprache und ihre Selbstironie besticht.

So ernst die Thematik ist, so umwerfend komisch, tragisch, direkt und wunderbar sind Frickes Sätze, mit denen sie ihre Geschichte beschreibt – leicht, heiter, bewegend! Und oft zum Lachen.

Mich persönlich hat beim Lesen ein Aspekt besonders beschäftigt, den Fricke so formuliert : „Wie leicht man glauben konnte, seine Eltern zu kennen, und dabei vergaß, dass auch sie einmal jung und verzweifelt gewesen waren, selbst wenn sie damit viel früher hatten aufhören müssen, weil wir dann kamen, was nicht die Verzweiflung beendet hatte, wohl aber das, was wir unter Jungsein verstanden.“ (S. 50)

Lesevergnügen vom Feinsten!

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