Autor: Abbas Maroufi
Abbas Maroufi wird 1957 in Teheran geboren. Nach der Grundschule muß er seine schulische Weiterbildung auf den Abend verlegen, um tagsüber Geld zu verdienen. Er leistet seinen Militärdienst ab und beginnt in der Freizeit zu schreiben. Das Ende seiner Militärzeit fällt mit der Revolution zusammen. Er studiert an der Universität Teheran Dramatische Literatur, muß das Studium aber aufgrund der revolutionsbedingten Schließung der Universität von 1980 bis 1982 unterbrechen. In den folgenden Jahren arbeitet er zuerst als Lehrer für persische Grammatik in der Erwachsenenbildung und später in der Musikabteilung der Stadthalle von Teheran. Da nach der Revolution Unterhaltungsmusik im weitesten Sinne verboten ist, erhält diese Arbeit eine besondere Brisanz. 1990 gibt er diese Tätigkeit auf und gründet die Zeitschrift Gardun (Himmelsgewölbe), die er als verantwortlicher Herausgeber leitet, bis er im Januar vom „Gericht für Presseangelegenheiten“ wegen „Beleidigung“ der islamischen Grundwerte zu sechs Monaten Gefängnis, zwanzig Peitschenhieben und zweijährigem Publikationsverbot verurteilt wird. Grund für das Urteil sind Beiträge verschiedener Autoren in Gardun, die angeblich Schmähungen der religiösen Werte und des Revolutionsführers enthalten.
Auf Grund internationaler Proteste wird das Urteil vorerst nicht vollzogen, jedoch wird der Zeitschrift Gardun die Lizenz entzogen. Der Autor kann überraschenderweise ohne Schwierigkeiten das Land verlassen. An der Bewerkstelligung der Ausreise beteiligt sind deutsche Stellen sowie der deutsche PEN (mit Günter Grass).
Zur Zeit lebt Abbas Maroufi mit seiner Frau Akram Abooee, einer Malerin, und den drei Töchtern in Berlin. Er hat die Buchhandlung Hedayat gegründet (Kantstr. 76). Die Zeitschrift Gardun, die er einige Zeit auch im deutschen Exil herausgebracht hat, mußte ihr Erscheinen aus finanziellen Gründen vorerst einstellen.
Maroufi hat in Iran zahlreiche Romane veröffentlicht. Am bekanntesten wurde seine Symphonie der Toten. Außerdem einige Erzählbände, Theaterstücke sowie Essays. Auf Deutsch erschienen ist außer der Symphonie (Insel Verlag, auch suhrkamp taschenbuch) der Roman Die dunkle Seite, eine Variation von Hedayats Blinder Eule (ebenfalls Insel Verlag). Der Blinden Eule, dem größten persischen Roman des 20. Jahrhunderts, hat Maroufi auch ein Nachwort gewidmet (siehe Die blinde Eule, Bibliothek Suhrkamp). Das Jahr des Aufruhrs, ein weiterer Roman Maroufis, wird derzeit übersetzt. Die Veröffentlichung ist für das Frühjahr 2005 vorgesehen (Insel Verlag). Im Verlag der Bamberger Universität ist ein Bändchen mit Erzählungen (zweisprachig) und einer sehr informativen Einleitung erschienen.
In Iran dürfen seit kurzer Zeit einige von Maroufis Werken neu veröffentlicht werden. Ansonsten erschienen sie in exil-iranischen Verlagen. Das gegen ihn ergangene Urteil ist bisher nicht aufgehoben worden.