Autor: Ágnes Nemes Nagy
Ágnes Nemes Nagy, *1922 in Budapest; † 1991 ebenda, war eine ungarische Autorin und Übersetzerin und eine bedeutende Lyrikerin. Ágnes Nemes Nagy studierte an der Péter-Pázmány-Universität Ungarisch, Latein und Kunstgeschichte. Sie heiratete 1944 den Literaten Balázs Lengyel. Während des Holocaust war sie gemeinsam mit Lengyels Mutter und Geschwistern an der Rettung von zwei Jüdinnen beteiligt. Nach Kriegsende schlossen sie und Lengyel sich der Intellektuellenbewegung um die Literaturzeitschrift Újhold („Neumond“) an, in der Iván Mándy und János Pilinszky den Ton angaben. Nemes Nagy publizierte ihre ersten Gedichte und erhielt 1948 ein Rom-Stipendium. Nach der kommunistischen Machtübernahme wurde es ihr ab 1949 verboten zu publizieren. Sie widerstand den Zwängen, im Stil des Sozialistischen Realismus zu schreiben. Während der stalinistischen Zeit lebte sie u. a. von Stipendien in Rom und Paris,
zeitweise arbeitete sie als Lehrerin. Nach der Niederschlagung des Ungarischen
Volksaufstandes 1956 setzte eine sehr allmähliche Liberalisierung ein.
1958 kam es zur Scheidung von Balázs Lengyel, dem sie jedoch zeitlebens freundschaftlich verbunden blieb. Sie übersetzte Lyrik und Dramen von Jean Racine, Molière und Victor Hugo aus dem Französischen ins Ungarische und aus dem Deutschen Rainer Maria Rilke, Bertolt Brecht und Friedrich Dürrenmatt sowie Kinderbücher mit Illustrationen von Fritz Baumgarten. Sie wird als die bedeutendste Lyrikerin Ungarns im 20. Jahrhundert bezeichnet. Als ihr maßgeblichstes Werk gilt der Gedichtzyklus Ekhnaton jegyzeteiből (Aus den Aufzeichnungen des Echnaton). Auch als Essayistin leistete sie Bedeutsames. Nemes Nagy erhielt 1948 den Baumgarten-Preis, 1969 den Attila-József-Preis und 1983 den Kossuth-Preis. Sie wurde 1997 als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet.