Autor: Alexander Sepasgosarian
Alexander Sepasgosarian, Jahrgang 1965, ist Historiker, Autor und Journalist. Der Deutsch-Iraner beendete sein Studium an der Universität Tübingen 1992 mit einem Magister Artium (MA) in Zeitgeschichte, Romanistik und Amerikanistik. Von 1994 bis 2000 war Sepasgosarian Redakteur der Nachrichtenagentur dpa in Stuttgart, Hamburg, Würzburg und Darmstadt. Kurz nach der Jahrtausendwende wechselte der Spanien-Liebhaber zur deutschen Wochenzeitung Mallorca Magazin, wo er als stellvertretender Chefredakteur tätig ist. Sepasgosarian veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten zu den deutsch-spanischen Beziehungen im 20. Jahrhundert sowie Iran und wurde darüber hinaus als Journalist auf Mallorca mehrfach ausgezeichnet.
Angaben zum Inhalt:
Mallorca unterm Hakenkreuz? Trifft das denn zu? Ist der Titel nicht allzu gewagt? Zugegeben, das Eiland wurde weder von der Wehrmacht besetzt noch stand es jemals unter dem direkten Einfluss Hitlers. Doch Mallorca, die »Lieblingsinsel der Deutschen«, übt nicht erst seit dem Boom des Massentourismus eine ungeahnte Anziehungskraft auf die Bundesbürger aus. Schon in den 1930er Jahren lebten viele Deutsche auf dem größten Landstück des Inselarchipels. Allein in Palma, der Hauptstadt der Balearen, waren damals über 3000 Reichsangehörige gemeldet, kaum weniger als heute. Für jene Mallorca-Deutschen war der Zeitraum 1933 bis 1945 nicht minder prägend als er es für ihre Landsleute in der Heimat oder in anderen Teilen der Welt sein sollte. Das Hakenkreuz und das Nazi-Regime waren auch für die Lebenswege der Insel-Deutschen in jenen Jahren häufig von entscheidender, geradezu schicksalhafter Bedeutung gewesen. Die braunen Parteigenossen waren keine Deutschen, die auf der Sonneninsel lediglich urlaubten oder überwinterten. Sie waren deutsche Residenten – also ordnungsgemäß registrierte ausländische Einwohner – die sich auf Mallorca niedergelassen und hier für sich einen neuen Lebensmittelpunkt geschaffen hatten. Ähnlich wie heute Zehntausende von Bundesbürgern lebten und arbeiteten auch sie auf dem Eiland, führten Unternehmen, übten ihren Beruf aus, gründeten Familien. So mancher Deutscher heiratete sogar in die mallorquinische Gesellschaft ein und zog seinen Nachwuchs auf der Insel auf.