Autor: Badri Guguschwili
Badri Guguschwili (1951-1996) studiuerte am Georgischen Polytechnischen Institut, später an der Fakultät für Kunstmanagement in Tiflis. Er hat fünf Sammelbände Gedichte veröffentlicht, war Mitbegründer und Co-Redakteur der 1989 etablierten, ersten postsowjetischen georgischen Literaturzeitschrift Iakhsari sowie Organisator und Teilnehmer vieler inoffizieller literarischer Aktionen. 1996 beendete er sein Leben durch Selbstmord. Guguschwili fand Anerkennung durch seine verschärfte Aufmerksamkeit patriotischen und sozialen Themen gegenüber sowie durch die strenge Einhaltung des Realismus. Die grobe sprachliche Ausdrucksweise und eine zerstörte Poetik in seinen Gedichten als auch die extreme Entblößung der Absicht des Autors oder die unverhüllte, nicht-allegorische Darstellung moralischer Prinzipien, besonders aber eine gewisse Brutalität waren der sterilen und normierten sowjetisch-georgischen Poesie wildfremd. Wesentliches Element bei Badri Guguschwili war, dass sein Leben in der Poesie und sein Alltag keine Gegensätze bildeten. Er versuchte so zu leben wie er schrieb und dabei christlich-orthodoxe und allgemeine Werte zu achten. Sein Poem Die Fleischkönigin ist eine der größten Errungenschaften moderner georgischer Poesie. Die Bildsprache hier beruht auf dem Grundsatz der negativen poetischen Theologie. Der Autor bereitet den Leser Vers um Vers auf die Antwort vor, wo Gott zu finden sei, indem er aufführt, was Gott ist und wo man ihn am besten sucht. Doch im entscheidenden Moment weigert er sich, dem Leser die Idee der „Erlösung“ anzubieten und bleibt Adept der Literatur, nicht der Theologie. Ästhetische Spiele dieser Art sind das Kennzeichen des ganzen Schaffens Guguschwilis. Hier werden religiöses Bewusstsein und avantgardistische Ästhetik beispielhaft ineinander verwoben. Es ist auch bemerkenswert, dass der Autor Ende der 1980er Jahre die Gedichte von Hans Magnus Enzensberger übersetzen konnte, die der sowjetischen Zensur verdächtig und unerwünscht waren. Selbst heute, wo fast jede (politische und moralische) Zensur abgeschafft zu sein scheint, bleibt das Phänomen Badri Guguschwili ein Beispiel, wie wertvoll die Kategorien des Unsterilen und Unraffinierten, des nicht normierten Temperaments und der Spontaneität für die Kunst sind.