Autor: Cristina Campo
Cristina Campo war das Pseudonym der italienischen Schriftstellerin Vittoria Guerrini (1923-1977). Sie arbeitete als Übersetzerin für Lyrik, gab literarische Zeitschriften heraus und schrieb literarische Essays und Gedichte.
Cristina Campo wird als Vittoria Guerrini am 28. April 1923 in Bologna als Tochter des Dirigenten Guido Guerrini geboren. Ihr Onkel mütterlicherseits ist der berühmte Chirurg Vittorio Putti. In dessen Residenz im Park des Rizzoli-Hospitals wohnt die Familie bis 1929. Vittoria war mit einem Herzfehler zur Welt gekommen, durch den sie nur eingeschränkt am kindlichen Alltag teilnehmen kann. Selbst die Schule kann sie nicht in vollem Umfang besuchen.
Nachdem der Vater zum Leiter des Luigi Cherubini-Konservatoriums in Florenz ernannt wird, übersiedelt die Familie nach Florenz, wo sie die Kriegsjahre verbringt. Vittoria besucht eine Privatschule (auf der sie Deutsch und Englisch lernt) und unternimmt erste literarische Versuche. Zur Seite steht ihr dabei ihre Freundin Anna Cavallotti, die jedoch bereits 1943 bei Bombenangriffen ums Leben kommt. Vittoria verwahrt ihre Tagebücher und veröffentlicht diese später.
Zum Ende des Zweiten Weltkriegs veröffentlicht sie – noch unter ihrem Taufnamen Vittoria Guerrini – ihre ersten Schriften. Über die Bekanntschaft mit Leone Traverso, dem Übersetzer aus dem Deutschen, kommt sie mit den Schriften von Hugo von Hofmannsthal in Kontakt. Hugo von Hofmannsthal wird zu einem starken Einfluss für ihre weitere literarische Arbeit. Die zweite Schriftstellerin, die sie ähnlich prägen wird, ist Simone Weil.
Nach dem Weltkrieg, Anfang der 1950er Jahre, ist Vittoria Guerrini in verschiedenen literarischen Zirkeln aktiv und schreibt viele Artikel für Zeitschriften. Teilweise ist sie auch selbst an der Gründung von Zeitschriften beteiligt.
Ab 1955 lebt Guerrini in Rom, wohin sie ihren Vater begleitet, der inzwischen Leiter des Konservatoriums Santa Cecilia und Vorsitzender des Collegio di Musica geworden ist. 1956 erscheint „Passo d’addio“, ihr erster Gedichtband, nun unter dem Pseudonym Cristina Campo. Außerdem erscheint ein von ihr übersetzter Band mit Gedanken und Briefen Simone Weils. Schon 1955 hatte sie einen Gedichtband von William Carlos Williams übersetzt, mit dem sie auch in Briefkontakt steht. In den folgenden Jahren schreibt sie als Cristina Campo verschiedene Essays zur Literatur und übersetzt Lyrik, vor allem aus dem Englischen (u.a. John Donne).
Ihre Liebe zur Liturgie führt Vittoria Guerrini, die nach dem Tod ihres Vaters 1965 sehr zurückgezogen lebt, zuerst in das Benediktinerkloster Sant’ Anselmo und später in das Russicum, wo die Messe auch nach dem II. Vatikanischen Konzil nicht in Volkssprache zelebriert wird. Im Januar 1977 stirbt sie an einem Herzanfall.