Autor: Dora García
Doria García wurde in Spanien geboren und hat in Amsterdam studiert. Als noch junge Künstlerin zog sie nach Brüssel und lebte dort für 16 Jahre. Mit The Beggar’s Opera, ihrem Echtzeit-Theaterprojekt im öffentlichen Raum nahm sie 2007 bei Skulptur Projekte Münster teil und damals trat auch der Charakter Charles Filch zum ersten Mal in Erscheinung. Schon immer hatte sie ein Interesse an Anti-Helden und gesellschaftlich marginalisierten Figuren, denn anhand von ihnen lässt sich sogleich der soziale Status der Künstlerin oder des Künstlers betrachten wie die Narrative von Widerstand und Gegenkultur. In dieser Hinsicht hat García Arbeiten geschaffen, die sich im Einzelnen mit der Staatsicherheit in der DDR (im Film Rooms, Conversations von 2006), der charismatischen Figur des US-amerikanischen Stand-Up-Comedians Lenny Bruce (Just because everything is different it does not mean that anything has changed, Lenny Bruce in Sydney, Performance bei der Sydney Biennale 2008) und den Hintergründen, rhizomatischen Assoziationen und Folgen der anti-psychiatrischen Bewegung beschäftigen (Mad Marginal, Buchserie seit 2010; Film The Deviant Majority, 2010). In den letzten Jahren nutzte sie zum Beispiel klassischeTV-Formate aus Deutschland als Mittel zur Beschäftigung mit der Zeitgeschichte der Bundes- republik (Die Klau Mich Show, bei der Documenta13, 2012), besuchte Finnegans Wake- Lesekreise (The Joycean Society, Film von 2013), schufTreffpunkte für Menschen, die Stimmen hören (The Hearing Voices Café, seit 2014) und beforschte die Schnittstelle von Performance und Psychoanalyse (The Sinthome Score, 2013, und Segunda Vez, 2017). Sie lehrt an der Oslo National Academy of the Arts und an der HEAD in Genf. Sie ist zudem Co-Kuratorin bei Laboratoires D’Aubervilliers in Paris.