Autor: Evert Everts
Geboren 1941 als Sohn eines Friesen und einer Bonnerin, wuchs ich zunächst in Bonn auf. Es war der verwitwete Großvater, Kunstmaler und anerkannter Malermeister, der meine Kindheitsjahre prägte. Einen Vater gab es, doch der tauchte infolge des Krieges erst 1948 als sehr kranker Fremder in mein Leben ein, ohne mich nachhaltig beeinflussen zu können. So ergab es sich, dass ich ab 1950 meine Jugendjahre bei meiner Großmutter in Ostfriesland am und im Meer verbrachte. Die ostfriesische Sprache und Farbenwelt beeinflusste mich entscheidend.
Irgendwann erinnerten sich meine Eltern daran, einen Sohn zu haben. Sie holten mich in eine fremde Welt zurück, in eine Welt, in der Jungen und Mädchen säuberlich getrennt die Schule besuchten, ins Rheinland. In diesem ungewohnten Umfeld bestand ich das Abitur und studierte anschließend an der Kölner Universität Rechtswissenschaften.
Doch ich befreite mich von der regionalen Enge und begann ab 1961, mir Mittel- und Westeuropa mit dem Fahrrad zu erschließen. Zunächst beließ ich es bei Deutschland, den Grenzregionen von Luxemburg, Frankreich, Schweiz und Österreich. Dann aber wagte ich den Sprung über den Ärmelkanal – nach England und Wales und schließlich nach Irland. Von dem wenigen Geld, das ich besaß, kaufte ich mir Bücher des Waliser
Dichters Dylan Thomas. Am Ende wagte ich es, 1968 die damalige Tschechoslowakei mit dem Rad zu bereisen, ein Land mit einer kräftigen, heiteren Farbenwelt, zudem aufruchbereit während der Samtenen Revolution. Dort fand ich die Liebe meines Lebens und entdeckte den Dichter Jaroslav Seifert.
So wurden die Straßen Europas zu meinen weiteren Universitäten. Sie lehrten mich, die Schönheit dieser Welt zu erkennen – solange sie uns noch erhalten bleibt.