Autor: Hannes Deetlefs
Der ‚Südwester‘ von Lüderitzbucht blies mich mit aller Gewalt am Sonntag, dem 29. September 1946 auf die Erde.
Der Zug, der eigentlich am Vortag, einem Samstag hätte ankommen sollen, kündigte sich gerade mit vielen Pfiffen an. Es werden wohl diese Pfiffe gewesen sein, die ich als erstes hörte und die mich so beeindruckten. Ein Sonntagskind!
In Windhoek ging ich in die afrikaanse Abteilung der Grundschule „Emma Hoogenhout“. In den Pausen „spielten“ wir dann „Anglo-Burenkrieg“ mit den Schülern der englischen Abteilung. Nach der Pause gab es deswegen oft genug vom Lehrer mit der Rute noch „drei der Besten“ hinten drauf, zu unseren sonstigen zahlreichen „Kriegsverletzungen“.
Mein Vater wurde 1960 Schulleiter der Deutschen Privatschule in Johannesburg. Dort schrieb ich mein Abitur auf der Ebene Muttersprache in drei Sprachen. Gegen meinen Willen wurde ich aber nicht von der südafrikanischen Armee eingezogen sondern wurde durch Los freigestellt.
Das führte zu einem Durcheinander, weil damit nichts geregelt und es für eine Anmeldung zum Studium zu spät war. Ich fing beim Staat als einfacher Beamter an und hatte die Hotelrechnungen der vielen TRANSA-Ankömmlinge zu bearbeiten. Das waren junge Immigranten aus Europa, die in Südafrika ihr Glück versuchen wollten. Ich lernte dort sehr schnell, immer sehr fleißig auszusehen aber trotzdem den ganzen Tag keinen Stich zu tun.
Ich ging daraufhin zur Firma Zeiss im BP Centrum und lernte Feinmechaniker, was aber von meinen Eltern nicht sonderlich begrüßt wurde. „Mechaniker, das ist doch nichts!“
Letzten Endes ging ich in das „Goudstad“ Lehrerseminar in Johannesburg und damit auch zur Fernuniversität UNISA in Pretoria. Früh am Morgen und am Mittag lenkte ich Busse in Johannesburg um mein Studium zu finanzieren.Als ich meine Diplome in der Tasche hatte, wollte man mich nach Kamanjab, einem Kaff in der Nähe der Etoshapfanne, schicken. Ich streikte und wurde Reiseleiter bei der Firma Atlas Tours. Ich hatte die herrlichste Route: Von Johannesburg nach Durban und Kapstadt und zurück. Auf einer dieser Reisen zankte ich mich erst eine Woche lang mit einer Schweizerin, deren Namen ich nicht einmal aussprechen konnte. Wir fanden uns doch nach einer Woche „Kampf“ und sie flog vergnügt in die Schweiz zurück.
Ich kündigte und wurde Lehrer in Südwestafrika, in Swakopmund. Die Dame hielt Wort und wir heirateten 1973. Typisch war, daß ich die Kirchturmuhr vorher so bearbeitete, daß sie bei der Hochzeit die Glocke nicht nur sechsmal, sondern dreizehnmal schlug, denn alle sagten, daß, wenn ich mal heiraten würde, es dreizehn schlagen wird. Und es war so.
In der Schweiz mußte ich meinen Weg erst finden und unterrichtete in allen Schulstufen, zum Schluß an einer Berufsschule.