Autor: Hans Christian Thomas Gehlhaar
Mit 17 Jahren zog er von dannen, ließ alles Beengende hinter sich, um die Welt zu entdecken.
Sein erstes Domizil war in Straßburg, Rue des Dentelles. Ein winziges Zimmer in einem modrig riechenden Mietshaus mit Blick auf den Kanal im Quartier La Petite France. Tagsüber trug er Prospekte aus, abends traf er Freunde im Café Montmartre, malte und schrieb Gedichte. Nachts gingen ihm von Heimweh geprägte Bilder durch den Kopf. Er erinnerte sich an die Waldorf-Internate in Tübingen und am Genfer See, wo er im Kunstunterricht von Oskar Kokoschka unterrichtet wurde.
Die Geschwindigkeit des Wechsels ließ ihm nie genügend Zeit über Vergangenes zu sinnieren. Das sich wieder und wieder aufs Neue anpassen müssen, erforderte seine ganze Aufmerksamkeit. Der stete Rhythmus des Auf und Ab der Wellen besänftige sein unruhiges Gemüt. Ein Kommen und Gehen. Ein Nomadenleben, nur keine Wurzeln schlagen. Ständig zu neuen Ufern, anlegen, aber nicht festlegen.
Entdeckungsfreude wehte ihn durch die Welt, so vergingen mehr als zwanzig Jahre. Noch heute erstaunt ihn die Vielfalt unterschiedlicher Werkzeuge, die seine realen und philosophischen Arbeiten ermöglichten. In der noch kleinen, wütenden Faust den quietschenden auseinander brechenden Griffel, in der anderen später die Axt. Rechts den Pinsel, links das Messer, um sein Leben mit aller Macht und List zu verteidigen.
Sein Dasein, eine Odyssee. Lockende Sirenengesänge, Täuschungen und Enttäuschungen, trojanische Pferde, drohende Stürme und brodelnde Vulkane. Ein undurchdringliches Dickicht der Illusionen und Träume, immer hoffend, Penelope möge irgendwo auf ihn warten.