Autor: Ieva Simonaitytė
Ieva Simonaitytė wurde 1897 im ostpreußischen Dorf Wannaggen (litauisch Vanagai) als uneheliche Tochter einer Dienstmagd geboren. Mit fünf Jahren erkrankte sie an Tuberkulose. Diese Erkrankung machte ihr einen regelmäßigen Schulbesuch unmöglich, weshalb sie zu Hause von ihrer Mutter unterrichtet wurde.
1921 zog sie nach Memel (Klaipėda). Simonaitytė trat aktiv für die Rechte der litauischsprachigen Bevölkerungein, wehrte sich gegen deren schleichende Germanisierung und nahm 1923 selbst am Aufstand zur Angliederung des Memellands an Litauen teil. Zu allen Zeiten gab es Gebiete mit einer Bevölkerung unterschiedlichster Herkunft und verschiedener Sprachen, in denen nationale Zugehörigkeit etwas Gleitendes war. Seit der Reformation war das Memelland im Gegensatz zum katholischen Großlitauen evangelisch geprägt. Die Koexistenz der Deutschen und der vom Deutschtum beeinflussten evangelischen Litauer mit ihrer innigen Frömmigkeit gab dem Memelland eine besondere Atmosphäre, die Simonaitytės Roman in einzigartiger Weise atmet. Dieses Zwischenland mit einem schwebenden Volkstum ging mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs unter.
Ihren Lebensunterhalt verdiente sich Simonaitytė als Maschinenschreiberin und Übersetzerin, arbeitete aber auch an ihrem ersten großen Roman »Aukštuju ̨ Šimoniu ̨ likimas« (»Das Schicksal der Šimonis’ aus Aukštujai«), der 1935 erschien. Für diese Familienchronik wurde die Schriftstellerin mit dem erstmals vergebenen litauischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet und konnte sich von nun an ganz der Schriftstellerei widmen. Nach einer mehrmonatigen Therapie in den Waadtländer Alpen zog sie im Spätfrühling 1939 nach Kaunas, da das Memelland seit Märzwieder deutsch war. Im selben Jahr erschien der erste Band von »Vilius Karalius«, der zweite folgte 1956. Ab 1963 lebte Ieva Simo- naityte ̇ in Vilnius. 1967 wurde ihr der Titel »Volksschriftstellerin
der Litauischen SSR« verliehen. Sie starb am 27. August 1978 in Vilnius.
Ihr Sommerhaus in Priekulė (Prökuls) ist heute ein Museum, und die Stadt Klaipėda vergibt seit 1987 einen Literaturpreis mit ihrem Namen.