Autor: Ingeborg Rapoport
Ingeborg Rapoport Als ältester Mensch der Welt, der ein Promotionsverfahren abschloss, wurde Ingeborg Rapoport seit 2015 erneut berühmt. Im Alter von 102 Jahren verteidigte sie im Prüfungsgespräch vor Professoren der Universität Hamburg ihre Doktorarbeit, die sie vor fast 80 Jahren verfasst hatte. Weil ihre Mutter Jüdin war, verweigerte ihr die Universität damals während des Naziregimes die Zulassung zur Promotion. Am 9. Juni 2015 erhielt die renommierte Professorin – die seit den 1950er Jahren weit über die Berliner Charité hinaus auch international einen ausgezeichneten Ruf als Kindermedizinerin und Begründerin der Neonatologie genoss –, die offizielle Promotionsurkunde mit der Gesamtnote ‚magna cum laude‘. Das Kinderbuch ESELSOHREN ist das jüngste Werk der mittlerweile 104 Jahre alten beliebten und berühmten Kinderärztin, Mutter von vier Kindern und zahlreichen Enkeln und Urenkeln. Ingeborg Rapoport kam am 2. September 1912 in Kamerun (Afrika) zur Welt, damals eine deutsche Kolonie. Sie wuchs in Hamburg auf und schloss dort 1937 ihr Medizinstudium mit dem Staatsexamen ab. Während ihrer Tätigkeit als Assistenzärztin von 1937 bis 1938 fertigte sie ihre Dissertationsschrift über Lähmungserscheinungen infolge von Diphtherie an. 1938 flüchtete sie vor den Nazis in die USA. Dort spezialisierte sie sich später im Fachgebiet Pädiatrie. 1946 heiratete sie Samuel Mitja Rapoport, einen Biochemiker von Weltrang. Wegen ihrer politischen Gesinnung musste die Familie während der McCarthy-Ära erneut emigrieren und kehrte nach Europa zurück; zunächst nach Österreich, wo ihr viertes Kind geboren wurde. 1952 gingen sie in die DDR, weil Samuel Mitja Rapoport eine Professur an der Charité in Berlin bekam. Ingeborg Rapoport war als herausragende Fachärztin für Kinderheilkunde u.a. in der Forschung an der Humboldt-Universität tätig und wurde dort 1959 habilitiert. Noch über ihre Emeritierung im Jahr 1973 hinaus wirkte sie an der Kinderklinik der Charité, u.a. als ordentliche Professorin für Pädiatrie. 1969 wurde sie Inhaberin des Lehrstuhls für Neonatologie – ein wichtiger Zweig der Kinderheilkunde für Früh- und Neugeborene – und baute an der Charité das Perinatalzentrum auf. Nach unzähligen bedeutenden wissenschaftlichen Publikationen erschien 1997 unter dem Titel ‚Meine ersten drei Leben‘ die beeindruckende Autobiographie dieser außergewöhnlichen Zeugin des Jahrhunderts.