Autor: Jakob Lorber
Lorber wurde als erster Sohn von Michael Lorber und dessen Ehefrau Maria geb. Tautscher, einer alteingesessenen katholischen Bauernfamilie, in dem zur Untersteiermark gehörenden Dorf Kanischa, Pfarre Jahring – heute zur Gemeinde Šentilj (St. Egidi) in Slowenien gehörig – geboren.[1] Mit 17 Jahren zog er nach Marburg an der Drau und wurde dort Lehrergehilfe und Organist. Bald darauf begab er sich nach Sankt Johann im Saggautal, wo er von einem Kaplan Lateinunterricht erhielt. Der Kaplan riet Lorber, sich auf den Priesterberuf vorzubereiten, woraufhin dieser nach Marburg zurückkehrte, um das Gymnasium zu besuchen. Nachdem er fünf Klassen absolviert hatte, setzte er seine Gymnasialstudien in Graz fort. Seinen Lebensunterhalt bestritt er dort als Hauslehrer für Gesang, Musik (Klavier und Violine) und Zeichnen. 1829 besuchte er den „höheren pädagogischen Kurs für Lehrer an Hauptschulen“ und erwarb ein sehr gutes Zeugnis.[2]
Nach der ersten erfolglosen Bewerbung als Lehrer gab Lorber diesen Plan auf und verlegte sich ganz auf die Musik. Er komponierte Lieder und Konzertstücke und kam dadurch mit dem bekannten Tondichter Anselm Hüttenbrenner in Kontakt. In dieser Zeit lernte Lorber den berühmten Geigenkünstler Niccolò Paganini kennen, der ihm einige Unterrichtsstunden erteilte und zum Vorbild wurde.[3] Auch konzertierte er mit Franz Schubert.
Jakob Lorber las laut den Angaben seines Biographen Leitner neben der Bibel Bücher von Jakob Böhme, Johann Tennhardt, Emanuel Swedenborg, Johann Heinrich Jung-Stilling und Justinus Kerner.[4]
Am 15. März 1840 um 6 Uhr morgens vernahm Jakob Lorber, laut eigenen Angaben, eine „innere Stimme“ in der Nähe seines Herzens, die ihn zu schreiben aufforderte. Dieser von ihm als „Gnadenstimme des Herrn Jesus Christus“ verstandenen Stimme widmete er fortan sein Leben und schrieb, ihrem „Diktat“ folgend, rund 20.000 Manuskriptseiten nieder. Seine noch nicht angetretene, gerade erst erhaltene Stelle als zweiter Kapellmeister am Triester Hof kündigte er sofort, weil ihm das Hören der Gnadenstimme unendlich wichtiger war und sie mit dem luxuriösen Wohlleben am Hof unvereinbar gewesen wäre.
Lorber schrieb nicht nur selbst, sondern diktierte einzelne Aufsätze und sogar ganze Bücher seinen Freunden, das meiste davon Anselm Hüttenbrenner. Zudem arbeitete er zuweilen gleichzeitig an mehreren Werken, was in den großen, tagebuchartig geführten Folianten von Hüttenbrenner dokumentiert wurde. Die Manuskripte sind durchwegs in einem Zug geschrieben und beinhalten nur sehr wenige Änderungen und Verbesserungen.[5][6]
Mit der Aufnahme seiner Schreibtätigkeit war Lorber auf die Unterstützung durch seine Freunde angewiesen; darunter waren Grazer Honoratioren wie der Bürgermeister Andreas Hüttenbrenner – ein Bruder Anselms –, der Apotheker Leopold Cantily sowie der Dichter und steirische Ständesekretär Karl Gottfried von Leitner. Dieser verfasste etwa 1884 Lorbers Biographie.[7] Nach Lorbers 60. Lebensjahr begannen seine körperlichen Kräfte nachzulassen, wobei laut seinem Biographen Leitner die geistigen ungeschwächt fortwirkten.[8] 1864 erkrankte er und musste drei Monate lang das Bett hüten. Auch während dieser Zeit diktierte er seinen Freunden. Zu Beginn des Frühlings erholte er sich kurzfristig wieder, verstarb jedoch schließlich am 24. August 1864 an einer Lungenerkrankung. Lorber wurde auf dem St.-Leonhard-Friedhof in Graz beerdigt,[9] er war bis zuletzt Mitglied der römisch-katholischen Kirche.
Die Manuskripte Lorbers wurden zuerst von Freunden handschriftlich verbreitet, denn eine Druckmöglichkeit ergab sich in Österreich nicht. Zur Veröffentlichung wurden sie nach Deutschland gebracht, aber auch dort gab es Hindernisse: Das 1852 in Stuttgart gedruckte Buch „Die Jugend Jesu“ wurde von der behördlichen Zensur konfisziert.[10] Den Druck der Bücher führte sein Freund Johannes Busch weiter, später Christoph Friedrich Landbeck (1840–1921). Mit der zunehmenden Verbreitung der Bücher von Jakob Lorber, was im größeren Umfang erst nach seinem Tod geschah, bildeten sich an verschiedenen Orten „Lorber-Freundeskreise“