Autor: Jan J Slauerhoff
Jan Jacob Slauerhoff,
Inhaber des Van-der-Hoogt-Preises für niederländische Literatur und vielfach als bedeutendster niederländischer Dichter seiner Generation angesehen, wurde am 15.9.1898 in Leeuwarden geboren. Seinen frühen Wunsch, zur See zu fahren, konnte er sich zunächst nicht erfüllen, weil sein Vater auf einem Medizinstudium bestand, das er dann in Amsterdam absolvierte. In seiner Studentenbude richtete er sich eine Schiffskoje zum Schlafen ein und er fand einen Ausweg: er wurde Schiffsarzt. Er befuhr alle Weltmeere und in seinem literarischen Werk gibt es kaum etwas, was nicht mit seinem vagabundierenden Leben zur See zu tun hat. Dieses Leben erlaubte ihm, seine persönliche Abkehr von der normalen bürgerlichen Gesellschaft zu verwirklichen.
Seine Karriere als Schriftsteller startete Slauerhoff 1933 mit dem Gedichtband Archipel. Hier und in seinen Erzählungen, die in den Bänden Het lenteeiland und Schuim en as erschienen, ist zentrales Thema das nicht zu stillende Verlangen des Vagabunden, Herumtreibers und Wanderers. Wem oder was dieser Herumtreiber nachjagt, ist in Worten schwer zu fassen, deutet sich nur immer wieder an in der indirekten Form, in der Slauerhoff meisterhaft durch knappe Skizzierungen von Landschaften und Menschen und halluzinatorische Eindrücke eine Atmosphäre der ungestillten Sehnsucht schafft und dabei eine immer gegenwärtige Melancholie erzeugt. Die ideale Frau ist dabei nur eine Station auf dem Weg der Sehnsucht.
In seinen persönlichen Beziehungen scheiterte Slauerhoff immer wieder. Die Verlobung mit einer Studentin wurde aufgelöst. Die Ehe mit einer Tänzerin dauerte nur sehr kurz, nachdem ein Kind nur tot geboren wurde. Dies stürzte Slauerhoff in tiefe Depression. Allein die eher freundschaftliche Verbindung mit der Tochter eines friesischen Dorfpfarrers überstand alle Wechselfälle seines Lebens. Gesundheitliche Probleme – Slauerhoff litt schon als Kind an Asthma, dazu kamen später Magenblutungen und nach seinen zahlreichen Schiffsreisen auch Malaria – führten in Verbindung mit einem nicht gerade von Abstinenz geprägten Lebensstil zu seinem extrem frühen Tod im Alter von 38 Jahren. Er starb am 5. Oktober 1936 in Hilversum. Das Unvollendete dieses Lebens hat die Faszination, die von seiner Biografie und seinem vielfach rätselhaften Werk ausgeht, nur noch verstärkt und dazu beigetragen, dass Slauerhoff bis heute in den Niederlanden zu den ganz großen Klassikern zählt.