Autor: Jeannie Gunn
Jeannie Gunn wurde in Melbourne im Jahre 1870 geboren.
Die Eltern mütterlicherseits kamen aus Somerset (England),
der Vater wanderte als junger Mann aus Schottland aus. Als
die Familie sich im Jahre 1841 in Melbourne niederließ,
war die Großstadt von heute, in der mehr als anderthalb
Millionen Menschen leben, eine kleine Siedlung von einigen
hundert Häusern, Hütten und Zelten. Frau Gunn – damals
Jennie Taylor – ging niemals zur Schule. Bis zum 18.
Lebensjahr wurde sie von ihrer Mutter unterrichtet, die in ihr
ein Gefühl für alle Menschen, arm, farbig oder unglücklich
in irgendeiner Weise, entwickelte und ihr einen gesunden
Optimismus mitgab, der aus ihren Büchern strahlt. Mit 18
Jahren schrieb sich Frau Gunn an der Universität Melbourne
ein. Sie beendete ihre Studien nicht, hat aber immer in einem
intellektuellen Kreis gelebt. Ihr Vater war Schriftsteller und
Journalist.
Frau Gunn heiratete 1901 und folgte ihrem Mann A. E.
James Gunn, der Verwalter der Elsey Großgrundbesitzung
geworden war, in den Norden Australiens. Sie lebten
122
fünfhundert Kilometer von Darwin und hundertsiebzig
Kilometer von jeder anderen weißen Siedlung entfernt.
Diese Eigenschaften bef ähigten Frau Gunn, sich mit
Begeisterung in ihr neues Leben einzufügen: ein feiner Sinn
für die Lächerlichkeit und die Tragik des Alltags und ihr
herrlicher Humor. Dann ihre große Liebe für das Land und
seine Bewohner, von denen sie, ob weiß ob schwarz, als „Eine
der ihren“ aufgenommen wurde, und ihre verständnisvolle und
von Herzen kommende Sympathie zu allem und jedem. Wie
lächelte sie doch über die Damen in Darwin, die entsetzt
die Hände über dem Kopf zusammenschlugen und ihr
prophezeiten, das Leben im Busch sei langweilig, eintönig
und schrecklich.
Frau Gunn verlor ihren Mann bereits im Jahre 1903. Sie
ging nach Melbourne zurück und veröffentlichte im Jahre
1905 das vorliegende Buch unter dem Titel: „The Little
Black Princess“. Es hatte einen sofortigen Erfolg und ist
das klassische Kinderbuch Australiens geworden. Es gibt
dort wohl niemanden, der es nicht gelesen oder zumindest
davon gehört hat. Es ist vielleicht überhaupt das einzige
Kinderbuch, in dem nichts erfunden wurde, kein Charakter
und keine Begebenheit.
Die Idee zu dem Buch entstand, als ein Quäker Frau
Gunn erklärte, dass sie seinen Kindern so viele Märchen
erzählen könne, wie sie wolle, vorausgesetzt, dass sie wahr
seien. Das einzig Märchenhafte an dem Buch sind dann
auch die Bezeichnungen „König“ und „Prinzessin“, die
wohl zu Ebimel Wooloomool und Bett-Bett passen, doch
die Sozialordnung der australischen Ureinwohner kennt diese
Begriffe nicht…