Autor: Joachim Maschke
Am 30. 03. 1921, wurde ich in Oranienbaum bei Dessau geboren. Dort betrieben meine Eltern ein Friseurgeschäft. In ihrer Obhut lebte ich bis zur Beendigung meiner Schulzeit sorglos. Ab 1. 04 1935 erlernte ich das Friseurhandwerk in Coswig/Anhalt. Im April 1939 begann meine Arbeitsdienstzeit. Bei Ausbruch des Krieges zog man mich als Infantrist zur Wehrmacht ein. An der Ostfront verlor ich im April 1942 mein rechtes Bein. Trotz der Behinderung habe ich stets versucht mein Leben so zu gestalten, dass ich den Anforderungen des Alltages gerecht werde.
Das Ende des dritten Reiches, endete für mich in einem Fiasko. Als Werwolfverdächtiger verhaftete mich der NKWD im Juli 1945. Wie tausende von Frauen und Männern, von der Außenwelt total isoliert, verbrachte ich bis Ende Januar 1950 in den sowjetischen Speziallägern Torgau, Mühlberg und Buchenwald. Durch die über vier Jahre dauernde Trennung, ging meine 1944 geschlossene Ehe in die Brüche. Diese Tatsache und die Erlebnisse in den Lagern führten dazu, dass ich der herrschenden Gesellschaftsordnung in der DDR keine Sympathien entgegenbrachte.
Auf Grund meiner Körperbehinderung konnte ich meinen erlernten Beruf nicht mehr ausüben. Ich schulte zum Wirtschaftskaufmann mit sehr gutem Erfolg um. Unmittelbar vor der Beendigung meiner Umschulung, verhaftete mich die Stasi in Halle von der Straße weg, mit der Begründung, dass ich nach meiner Heimkehr im Frühjahr 1950 in Westberlin Angaben über die unmenschlichen Zustände und in den Speziallägern Verstorbene gemacht hatte. Diese Tatsache hatte zur Folge, nachdem ich das Angebot für die Stasi zu arbeiten ablehnte, dass ich nach fast sechsmonatiger Einzelhaft im Stasigefängnis „Roter Ochse“ in Halle/Saale, im Sommer 1951, zu einer zweieinhalbjährigen Zuchthausstrafe verurteilt wurde. Im Oktober 1953 entließ man mich auf Grund eines Gnadengesuches vorzeitig aus der Strafvollzugsanstalt Magdeburg Sudenburg. Ich zog zu der Frau, die ich während meiner Umschulung in Halle kennen lernte nach Haldensleben. Unmittelbar nach meiner Entlassung heiraten wir. Die Ehe fand durch ihren Tod 1976 ein Ende.
Einem Zufall ist es zu verdanken, dass ich als politisch Vorbestrafter in der DDR eine Arbeit bekam in der ich sehr erfolgreich wirkte. Ich erwarb in der Zeit bis 1962 zwei Staatsexamen (Betriebswirtschaft und Pädagogik). Obwohl ich mich politisch kaum betätigte, bekam ich auf Grund meiner, durch die Abendstudien erworbenen Kenntnisse verantwortungsvolle Tätigkeiten übertragen.
Heute lebe ich mit meiner dritten Frau zufrieden in einem Eigenheim HaIdensleben.