Autor: Johannes Michael Grill
Johannes Michael Grill (* 15.10.1955; † zwischen dem 17. und 19.2.2017) wurde in München in eine religiöse Familie hineingeboren. Ein Großvater war evangelischer Oberkirchenrat, und sakrale Musik, Hausmusik und Konzertbesuche prägten ihn früh. Vor diesem bildungsbürgerlichen Hintergrund entstanden erste Erwartungen der Familie an seine Entwicklung mit dem Ziel eines »angemessenen « Berufswegs, die ihn in einem dauerhaften Konflikt zwischen eigenen künstlerischen sowie den bürgerlichen Ansprüchen seiner Familie gefangen hielt. Nach dem erfolgreichen Abschluss des humanistischen Münchener Theresiengymnasiums studierte er Medizin und unternahm umfangreiche Reisen nach Asien, Südamerika und in die USA. In dieser Zeit verfestigte sich seine Affinität zu Theater, Film und Literatur, und es begann der Kampf um die eigene Identität und Würde, zusätzlich belastet durch Krankheiten, Konflikte in der Familie, den frühen Tod der Eltern und Zwangseinweisungen in die Psychiatrie.
Seine Schriften entstanden über lange Zeiträume hinweg, immer wieder unterbrochen durch gravierende psychische Beeinträchtigungen. Voraussetzung für seine literarische Produktion scheint ein Grundzug seiner Persönlichkeit zu sein, eine Art heiterer Gelassenheit. In dieser Gelassenheit fand man ihn in seinem Lieblingssessel mit abgebrannter Zigarette und der stets präsenten Tasse Kaffee, und seine Visitenkarte vermerkte die Berufsbezeichnung ›Privatier‹. Die Todesursache wurde nie festgestellt, aber ihm bleibt ein Moment des Triumphs, etwas, was ihn selbst überleben sollte – und ihm mindestens einstweilen zum Überleben verhalf: sein Werk ‚Zanussi‘.