Autor: Lilly Habelsberger
Lilly Habelsberger ist Sinti und wurde 1950 in Schwabmünchen in Deutschland geboren. In ihren ersten drei Lebensjahren reiste ihre Mutter mit den Kindern mehrmals
zwischen Österreich und Deutschland hin und her. Bis 1956 lebten sie im Wohnwagen.
Ihre Mutter wurde 1916 in Niederösterreich geboren. 1939 wurde sie in ein Konzentrationslager verschleppt und kam erst 1945 frei. Sie hat ihre Eltern, zwölf
ihrer Geschwister und ihren ersten Sohn in den deutschen Konzentrationslagern
verloren. In der Nachkriegszeit ging sie mit Vorhängen hausieren, um Geld zu
verdienen für sich und ihre drei Kinder. Zu dieser Zeit hungerten sie sehr oft.
1956 zog die Mutter mit den Kindern in eine Wohnung in die Wiener Josefstadt. Obwohl Analphabetin, legte sie bei den Kindern großen Wert auf ihren Schulbesuch und einen Lehrberuf. In der Volksschule wurden die Kinder als Zigeuner beschimpft und geschlagen. Damals ging die Mutter oft in die Schule, um ihre Kinder zu beschützen. Lillys Mutter war extrem fürsorglich.
Lillys Vater war Deutscher und im Nationalsozialismus bei der Waffen-SS. Auch Lilly heiratete einen Mann, dessen Familie einen ähnlichen Hintergrund wie ihr Vater hatte. Sie nennt das „Auseinandersetzung“ mit dem Aggressor.
Es war für Lilly Habelsberger sehr schwer, eine Identität und Heimat zu finden. Heute fügen sich viele Teile zu einem vollständigen Bild. Es ist, als ob sich ihr Leben vor ihr aufrollt…