Autor: Menno ter Braak
Menno ter Braak, wurde am 26.1.1902 als Sohn des Arztes Hendrik ter Braak und der Geertruida Huizinga in Eibergen geboren. Unter seinen taufgesinnten mennonitischen Vorfahren waren viele Prediger, mütterlicherseits ist er verwandt mit dem berühmten Historiker Johan Huizinga (Herbst des Mittelalters). Menno selbst promovierte mit einer in Deutsch geschriebenen geschichtlichen Dissertation über Kaiser Otto III.
Väterlicherseits war der introvertierte Menno ter Braak mit der Neigung zu Depressionen belastet. Sowohl sein Großvater als auch sein Vater nahmen sich wie er später selbst das Leben. Seine Mutter war demgegenüber extrovertiert, sozial und politisch aktiv, aber emotional stark unterkühlt und konnte ihre Gefühle nie direkt äußern. Sein Zuhause blieb ohne Wärme und war charakterisiert durch eine Atmosphäre des verbalen Schlagabtausches. Menno wurde wie seine Geschwister zum Wohnen und zur Ausbildung aus dem Arzthaushalt zu Verwandten geschickt. Er wuchs in der kleinen Handelsstadt Tiel am Waal auf. Von seinen Pflegeeltern übernahm er den Hang zur auffällig vornehmen und modischen Kleidung und zum Mondänen, mit dem er sich früh von den Dorfkindern elitär absetzte. Die ersten Gymnasialklassen schloss er als Klassenbester ab. In der anschließenden pubertären Rebellion gegen jede feste Ordnung sah er auch später ein nie überholtes Modell für das Leben überhaupt. Früh brach er mit der liberalen Religion vom lieben, schlaffen Gott, die sein Elternhaus kennzeichnete (Abschied vom Domineeland ).
Früh engagierte sich Menno ter Braak radikal politisch-literarisch als Mitarbeiter der örtlichen Schülerzeitung nach dem Prinzip „alles oder nichts“. Obwohl vom Ritus der Aufnahme in das Studentencorps geflüchtet, der ihn in barbarischer Form seine physische Unterlegenheit fühlen ließ, wurde er später anerkanntes Mitglied der Verbindung und Mitarbeiter der satirischen Korpszeitung Propria Cures, in der schon sein literarisches Vorbild Slauerhoff (in dt. Übersetzung vertreten im VVV-Verlag mit Schaum und Asche ) mitgearbeitet hatte. Seine Negativität war stets konstruktiv gerichtet: Um neue, unbekannte Wege zu finden, muss man alte Mauern einreißen. Mittel war für ihn der literarisch-politische Essay in polemischer Haltung, in dem er sich zu einem anerkannten Meister mit großem Einfluss auf eine ganze Generation von jungen Journalisten entwickelte. An oberster Stelle stand für ihn die individuelle Freiheit. Sehr früh bekämpfte er dabei den italienischen und deutschen Faschismus und wurde in den 30-er-Jahren zu einer der bekanntesten Gallions-Figuren des Antifaschismus. Während er zeitweise aufgrund der Betonung eines (elitären) Individualismus der Demokratie in kultureller Hinsicht kritisch gegenüber stand, weil für ihn ein Paradox zwischen gewährter individueller Freiheit und deren Gefährdung durch „Gleichmacherei“ bestand, war doch die entschiedene öffentliche Parteinahme für die politische Demokratie im Kampf gegen Hitler und den Nationalsozialismus für ihn ohne Alternative. Sozialistische Tendenzen lehnte er allerdings als kollektivistisch strikt ab.
Ter Braak galt als besonders prüde, ja antisexuell. Seine Beziehung zu Ine Sjoukes scheiterte 1922 angeblich noch am katholischen Glauben der Frau. Danach hatte er ein Verhältnis zu der zehn Jahre älteren verheirateten Frau Planten-Koch, die drei Kinder hatte und die er als „echte Mutter“ verehrte, wobei ihn die Umstände dieses Verhältnisses zugleich abstießen und anzogen. Obwohl es eine körperlich-intime Beziehung wohl nie wurde, gelang ihm sehr lange keine Distanzierung. Eine freundschaftliche Beziehung entwickelte Ter Braak zu Carry van Bruggen, deren Roman Eva (dt. Rückenwind des Verlangens im VVV-Verlag) er 1928 enthusiastisch rezensierte, wobei er die gelungene Synthese der Frau als Intellektuelle, Liebhaberin und Mutter bei van Bruggen pries. 1929 verlobte er sich mit einer 18-jährigen Schülerin, die allerdings früh bei ihm die Abwesenheit von Erotik feststellen musste. Unversöhnliche Anschauungen über die Freiheit in der Liebe und eine Buch-Widmung an seine vormals angebetete