Autor: Riat Ajazaj
Schon als Kind hatte ich ein starkes Bedürfnis, die Geschichten meiner älteren Verwandten zu hören. Geister, unmögliche Schicksale und Tod durchwanderten diese Geschichten. Das war in der Stille des Dorfes wie ein spannender Thriller. Außer den Handlungen, blieben in meinen Ohren und Augen die Stimmen dieser Erzähler, die Gefühle, die Körpersprache, die Wahrnehmung der Kleider, die des Wetters oder der Jahreszeit, des Alters …
Später, während des Studiums in Prishtina und in Tübingen, lernte ich auch die geschriebenen Geschichten ausführlich kennen. Längere, schönere und geistreicher waren sie. Heute lese ich sie weiter. Beim Schreiben vermischen sie sich in mir. Die geschriebenen Geschichten kommen mir manchmal wie längere Gespräche vor.
Außerdem möchte ich in einer geschriebenen Erzählung ein möglichst lang bleibendes Gespräch konstruieren. Ein Gespräch eben, das die Fähigkeit besitzt, es immer wieder neu anzufangen. Und davon haben wir nicht genug.